zurück
spar+bau-News

Das Neubau­pro­gramm realisieren – aber wie?

Vorausschauende Baulandpolitik ist in allen Städten unverzichtbar. Bei der Schaffung von Wohnraum sollten auch Klimaschutzziele nicht ausgeblendet werden.

Das erfolgreiche Neubauprogramm wird spar+bau unter anderem auf dem Kronsberg fortsetzen. Die Grundstücke haben wir von der Stadt Hannover erworben, die eine vorausschauende Baulandpolitik betrieben hat – in den 1960er-Jahren! Man ergriff damals die Gelegenheit zum Kauf dieser Flächen, ohne konkrete Vorstellungen über die künftige Nutzung, aber in der Gewissheit, dass man sie eines Tages benötigen würde. Das heutige Bauplanungsrecht in Deutschland ist eines der besten weltweit – man muss es nur anwenden! In den 1960er-Jahren gab es die Instrumente noch nicht, mit denen man un- oder untergenutzte Grundstücke auch gegen den Willen der Grundeigentümer als Bauland in Anspruch nehmen kann. Das wirksamste Instrument, die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme, wird in vielen Städten Deutschlands angewandt – jedoch nicht in Hannover. Wo sie eingeleitet werden, gibt es Protest und Widerstand der Grundeigentümer, weil Spekulationsgewinne von den Städten abgeschöpft werden können. In Hannover vermeidet man Auseinandersetzungen mit Grundeigentümern seit Jahrzehnten mit der Folge, dass bei unvorhersehbaren Entwicklungen kein Bauland zur Verfügung steht.

Warum werden keine Industriebrachen genutzt?

Es gibt in Hannover große ungenutzte Flächen, die früher von der Industrie beansprucht wurden. Sie sind gut erschlossen und könnten einer Wohnbebauung zugeführt werden, z.B. Grundstücke am Fuß des Lindener Berges und in Leinhausen. In Hannover hat man bislang nichts getan, um sie wenigstens zu prüfen. Eine Ausnahme bildet die Wohnbebauung auf dem Gelände des früheren Oststadtkrankenhauses. Statt gewerbliche Brachflächen zu nutzen, will die Stadt rund 1.000 Kleingärten zu Bauland machen – so ist es in ihrem Kleingartenkonzept geplant. Dabei ist in Zeiten des Klimawandels jede unbebaute Fläche unverzichtbar. Hannover versteht sich als Stadt im Grünen und ist stolz auf den größten Stadtwald Europas. Aber: Hannover weist auch einen der höchsten Versiegelungsgrade der Oberflächen auf – nur in München und Oberhausen ist dieser noch höher. Die Mitglieder von spar+bau haben zu den hannoverschen Kleingärten eine besondere Beziehung. Von den rund 20.000 Kleingärten der Stadt werden mindestens 1.000 von spar+bau-Mitgliedern bewirtschaftet. Stadtplanung und -entwicklung im umfassenden Sinn finden in Hannover schon lange nicht mehr statt. Werden die Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels und die wachsenden Klimaprobleme von Ratspolitik und Verwaltung in Hannover ignoriert? Die Goseriede hätte als innerstädtische Grünfläche gestaltet werden können. Entstanden ist eine nutzlose, sinnfreie Betonwüste.

Aufgrund unzureichenden Baulandes kann sich spar+bau nicht mehr auf Hannover beschränken und wird das Neubauprogramm auch außerhalb der Stadt fortsetzen müssen. 


Zur Person

Hans-Werner Penk ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und Mitglied des Wirtschaftsausschusses von spar+bau.

Weitere Inhalte, die Sie interessieren könnten:

Aktuelles: Übersicht